Das schöne an ner Insel ist ja, dass man von einem Element wirklich mehr als genug hat: Wasser. Flüsse, Seen und Meer gibts wirklich soweit das Auge reicht. Trotz dieser natürlichen Inflation sind einige Punkte eben doch entweder etwas schöner als andere, oder haben eine besondere Bedeutung für die Einwohner des Landes. Meistens handelt es sich dabei um Orte, die eine besondere geographische Lage haben, wie zum Beispiel der nördlicheste Punkt einer Insel, welcher auf Neuseeland Cape Reinga genannt wird.
In der Weltauffassung der Maori Kultur gehen an diesem Punkt die Seelen der Toten zurueck zum Schoepfer der Welt und all dem. Aber die Maori denken ja auch, dass die Südinsel das Boot ist, von dem Maui aus die Nordinsel, symbolisiert durch einen Fisch, aus dem Meer geangelt hat. Phantasie haben die Jungs hier definitiv. Gibt noch ein paar andere nette Geschichten in der Schöpfungsgeschichte der Maori gegen die zum Beispiel die Bibelgeschichte unkreativ wie das Nachmittagsprogramm bei RTL2 wirkt. Vielliecht fass ich die mal alle zusammen, wenn ich Zeit habe. Würde sich auf jeden Fall lohnen, schliesslich kommen darin Feuergötter, Menschen, die sich in Tiere verwandeln können und im Wald wohnende Riesenmuschis (kein Witz!) vor. Hoffentlich verfilmt das mal jemand.
Wie komm ich jetzt eigentlich ans Cape?
Von Paihia ists ein ganzes Stück bis ans Cape. Selbst wenn auf dem direkten Weg sinds hin und zurück immerhin 430 Kilometer. Zum Laufen zu viel und die Bustour für 100 Eier irgendwie nicht attraktiv genug, weil man wenig sieht und viel im Bus sitzt. Aber gesehen haben sollte man den Ort halt doch irgendwann, vorallem, weils auf dem Weg dorthin ja auch noch genug andere Sachen zu sehen gibt, wie mächtige Wälder und eine viel zu große Sanddüne.
Aber hey, die Frage löste sich dadurch, dass Neuseeland einfach ein Dorf ist. Lief mir doch vor ein paar Tagen ein Typ hier über den Weg, der mir in Auckland zum Trip auf den One Tree Hill begegnet ist und der uns damals ein paar Kilometer mit in die Stadt genommen hat. Volker ist ein Lehrer aus Deutschland, der beschlossen hat einfach mal ne Weile nicht zu unterrichten und stattdessen lieber mal ne Weile durch Neuseeland zu kreuzen. Zufällig suchte genau dieser Volker noch ein paar Mitfahrer ans Cape Reinga um sich die Kosten zu sparen und möglichst viel sehen zu können. Na da fahr mer doch mal mit! 🙂
Ausser uns beiden befand sich noch ein Argentinier namens Angel, was man glaub “Anchääl” ausspricht mit an Bord. Na dann kanns ja los gehen.
Gummidiggers Forest – Wie alte Bäume den ersten Siedlern das Leben schwer machten
Eigentlich waren alle Insassen im Auto nicht so recht auf diese Fahrt vorbereitet. Jeder murmelte halt irgendwas von “Cape Reinga”, “Viel sehen” und “Werden schon was finden, was sich lohnt zu sehen”.
Zum warm weden gabs morgens dann auch erst mal nen kleinen Besuch in der Doubtless Bay, die sich an der Ostküste 1 Stunde nördlich von Paihia befindet. Sehr schöne Bucht, die vorallem im Morgengrauen einen sehr verschlafenen Eindruck mit den vor Anker liegenden Booten gemacht hat.
Mehr war da aber auch nicht und so sollte es bei einem kurzen Morgenspaziergang bleiben, bis es uns dann ein wenig später in den Gumdigger Forest verschlagen sollten, der uns von einem großen Wegweiser schmackhaft gemachtwurde, auch wenn davor noch keiner von uns was davon gehört hat. Aber hey, da hats ein großes Schild! Das muss wichtig sein!
Es schien jedenfalls so, dass wir nicht die einzigen waren, die nie davon gehört haben. Bei unserer Ankunft mussten wir dafür feststellen, dass wir dafür die einzigen waren, die so dumm waren sich von dem großen Schild überzeugen zu lassen hierher zu kommen: Ausser uns und der alten Frau in einem kleinen Souvenirshop, die uns mitleidig anschaute, war hier nämlich niemand anzutreffen.
Aber egal, ich hab kein Problem mit zwei wildfremden Männern den Tag in nem gottverlassenen Wald zu verbringen und wenn wir schon mal da sind…
Die anfängliche Skepsis gegenüber diesem Ort war jedoch recht schnell verloren, da die ganze Sache doch recht interessant aufbereitet war. Man konnte viel über die sogenannten “Gumdiggers” erfahren, die für die ersten wirtschaftlichen Erfolge im Exportgeschäft im ausklingenden 19. Jhd für Neuseeland verantwortlich waren.
Diese Jungs gruben Löcher in den Boden um das Harz von 50.000 Jahren alten Kauri Bäumen zu fördern und zu raffinieren. Dieser Rohstoff wurde anschließend in die USA oder nach England verschifft um dort Möbelpolitur, Bodenreiniger und so Zeugs damit herzustellen. Schon ne seltsame Vorstellung, dass Menschen am anderen Ende der Welt unter wirklich armseeligen Bedingungen arbeiten und leben mussetn, damit sich ein paar fette reiche Engländer ihren Parkettboden spiegelglatt wienern konnten.
Und wie man auf den Bildern sieht, waren die Unterkünfte nicht wirklich einladend.
Na gut, also dafür dass ich über diese Berufsgruppe nie etwas wissen wollte, wurde man doch sehr umfangreich Informiert. Somit hake ich diesen Besuch mal als gelungen hab.
Ninety Mile Beach – Maximalgeschwindigkeit 100km/h
Einer der Pflichtbesuche im Northland ist definitiv ein Abstecher zum Ninety Mile Beach, der die Nordinsel mit dem Cape Reinga verbindet. Dieser Strand macht seinem Namen nämlich wirklich alle Ehre, auch wenn er nicht wirklich 90 Meilen sondern nur so 88km lang ist.
Dafür ist er aber etwas anderes: Eine offizielle Offroad Strasse, an der alle Neuseeländischen Straßengesetze gelten. Deswegen sollte man sich nicht davon stören lassen, dass ab und zu mal ein Verkehrsschild mit der Aufschrifft “100” dort vorzufinden ist. Wäre ja auch wirklich etwas riskant, wenn die Touristenbusse, die ständig über den Strand donnern ihre Insassen durch überhöhte Geschwindigkeit gefährden würden, während sie vor der nahenden Flut auf der Flucht sind. Die muss nämlich beachtet werden. Ist man zum falschen Zeitpunkt aufm Strand kanns sein, dass sich das Auto unfreiwillig in ein U-Boot verwandelt.
Erleichtert wird diese Transformation übrigens, wenn man die Fahrt über den Strand ohne Allradantrieb antritt und dann vielleicht irgendwo stecken bleibt. Volker nutzte den Strand übrigens dazu um rauszufinden ob sein Auto Allrand hatte, aber um es vorweg zu nehmen, dass weiss er bis heute nicht so genau.
Immerhin gibts genug Ausfahrten vom Strand und so ist man nicht wirklich gezwungen die ganze Strecke aufm Strand zu fahren, sondern kann immer auch zur normalen Strasse zurückkehren, was auch Ratsam ist.
Der Strand ist wirklich imposant, ja ehrlich, weil man halt wirklich nur Strand sieht, der kein Ende nimmt. Dass sich die Wellen doppelt brechen, macht diesen Ort noch um so reizvoller. Aber nach 20 Minuten… hat mans halt dann doch auch gesehen und im Sand rumcruisen macht auch nur dann wirklich Spass, wenn man selbst der Fahrer ist und nicht hinten sitzt. Nichts destotrotz: Geile Gegend, Krasse Aussicht und viel Meer. What else do you need?
Hmm, was zu essen vielleicht? War ja schließlich schon fast 13 Uhr als wir uns dem Cape näherten und dringend mal Tanken mussten. Viele Leute wohnen dort oben nämlich nicht und so sollte man Tankstellen wirklich schätzen. Immerhin gabs da ne Burgerstation inklusive. War nur ein Skandal, dass der Vogelstrauss Burger (Ostrich Burger) alle war!!! Gna, na gut, dann nehm ich eben nen Cheeseburger.
Ein Leuchtturm, ein Wegweiser und zwei Meere – Das Cape Reinga
Ich glaube es war bereits 15.30 Uhr als wir das Cape erreicht haben. Die Sonne brutzelte unermüdlich vom wolkenlosen Himmel und das Wasser ging langsam seinem Ende entgegen, aber schlapp wird jetzt nicht gemacht! Schließlich sind wir endilch da. Das Ende Neuseelands, das Ende der Welt. Das Cape mit seinem Leuchtturm streckt sich wie eine Zunge aus den hohen langgezogenen Klippen herraus um die entscheidenden Meter gut zu machen, die diesem Punkt den Anspruch geben, der nördlichste zu sein.
Aber auch das Wasser scheint diesen Punkt als eine Grenze anzuerkennen. Genau am Cape treffen sich nämlich die Strömungen zweier unterschiedlicher Meere. Vom westen her fliesst die grünlich schimmernde Tasmanische See auf das Cape zu, während vom Osten der dunkelblaue Südpazifische Ozean sich dagegen stemmt. Das krasse ist, dass man die unterschiedlichen Strömungen und Farben der beiden Meere wirklich sehen kann. Zwar ist es schwer dies mit dem Photo festzuhalten, aber manche Erlebnisse sollten ja vielliecht wirklich dem vorbehalten bleiben, der sich die Mühe macht diesen Weg auf sich zu nehmen. 🙂
Schön ist auch der Wegweiser vor dem Leuchtturm, der einem nochmal die Entfernungen dieser Welt klar macht…
Letzter Stop – Die Sanddüne von Te Paki
Puh, dieser Tag zieht sich. Da wir neben diesen großen Stops auch hin und wieder kleinere machten um uns mal ne Bucht oder so anzusehen, die ich hier nicht weiters erwähnen möchte, war das ganze schon eher ein Marathon, als ein gemütlicher Ausflug. Aber gut, so wollten wir es ja auch eigentlich haben. Blöd nur, wen man sich das anstrengenste Ziel zum Schluss aufhebt. Die Sanddüne von Te Paki, die sich in der Nähe des Capes befindet ist ein beliebter Punkt fürs Sandboarding. Also mit nem Board die Düne runterdonnern. Ansich ne geile Idee! Leider waren wir etwas zu spät zum Boarden ud die Verleiher waren schon am einpacken. Egal, dann schauen wir uns diese imposante Riesendüne eben so an, jedenfalls wenn wir diese Steilwand aus Sand hochkommen. Ich glaub die Steigung lag bei 40%, was fast senkrecht ist oder so. ging also wirklich steil hoch. Oben wurde man dafür mit nem krassen Ausblick belohnt, der einem erst mal wieder die Verwandlungsfähigkeit Neuseelands klar machte. Da fährt man den ganzen Tag durch bewaldetes Urwaldähnliches gebiet, nur um da nach in der Wüste zu landen.
Was jedoch erstmal wie ein riesengroßes Einoed aussieht, beherbergt durchaus seine eigenen Seltsamkeiten. So konnte ich interessante Entdeckung machen, die eigentilch so gar nicht in die Wüste gehört: Ein Dominostein, der einfach im Sand lag. Keine Ahnung wie der da hingekommen ist. Ob den jemand verloren hat? Oder extra dorthin gelegt hat? Surreal wars in jedem Fall. Eigentlich wollte ich ihn erst mitnehmen, aber wer weiß, welchen angepissten Sanddämon aufweckt, der seit Äonen von diesem magischen Dominostein bewacht wird? Und Neuseeland hat in den letzten Jahren wirklich genug Herr der Ringe Phantasiegeschichten erleben müssen.
Fazit
Was bleibt mir zu sagen am Ende dieses langen Tages? Die Gegend ist fucking amazing! Die Kultur der Maori ist hier kaum zu übersehen. Überhaupt leben die meisten Maori wohl immer noch hier. Die Sanddüne, der Strand und die Wälder. All diese unterschiedlichsten Landschaften auf kleinestem Raum machen das Northland echt zu was besonderem.
Falls ihr euch fragt, warum hier eigentlich keine Geschichten über meine beiden Mitstreiter zu finden sind, hat das auch nen Grund. Wir sind nicht so recht warm miteinander geworden, das kann man ja mal so ehrlich sagen. Umd so haben wir zwar ein Auto geteilt und die Tour gemeinsamen unternommen, aber eben mehr nebeneinander als miteinander.
Letztendlich nicht so schlimm, weil so was eben passieren kann bei diesen Zweckgemeinschaften. Anders wärs schöner gewesen, aber hey was solls. Das nächste Mal treffe ich auf der Strasse eben jemand anderes wieder.
Und zum Abschluss wieder mal das Fotoalbum
Fotogallerie: Cape Reinga, Ninety Mile Beach, Gumdigger Forest und Te Paki Sand Dunes