Als ich heut Morgen zur Arbeit fuhr, kam mir ein völlig blöder Gedanke, der sich aber jetzt nachdem der Tag fast vorbei ist noch nicht verflüchtigt hat.
Und zwar gehts um etwas total blödes, was einen eigentich nur Frauen fragen. “Sach ma, was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?” “Rot”, habe ich auf diese Frage die letzten 23
Jahre darauf geantwortet. Rot. Die Farbe, die für Feuer, Liebe, Leidenschaft und Temperament steht. Warum das meine Lieblingsfarbe war? Ich weiß gar nicht so richtig.
Wahrscheinlich lags daran, dass es eine so schwierige Farbe ist, die man mit Bedacht einsetzen soll. Wählt man sie zu kräftig, wirkt sie zu subtil und übertrieben. Wir sind
hier schließlich nicht bei der Feuerwehr oder aufm Straßenstrich in Warschau anno 1987. Hat man Angst vor satten Farben, so kommt man schnell bei Rosa raus. Diesem weichgespülten
gut gemeintem Versuch die Kraft der Farbe zu leben um dann aber mangelndes Mutes einzubrechen und letztlich in diesem verblichenen schwammigen Rosa daherzutümpel. Das kann man dann auch nicht mehr
mit einem sanften Gemüt entschuldigen. Das war ein klarer Fall von schwach begonnen und dann stark nachgelassen.
Für mich war und ist das rot eine Farbe, die ich gut in vielen Lebenslagen einsetzen konnte. Die Kunst dabei war: Es eben einfach nicht damit zu übertreiben.
Darüber nachgedacht habe ich jedoch nicht wirklich die letzten Jahre. Wieso auch? Aber heute morgen traf es mich unerwartet, als ich aufs Fahrrad stieg und mir auffiel, dass
meine blauen Schuhe farblich sehr gut zu meiner blauen Trainingsjacke passen. WTF? Hab ich denn nix sinnvolleres mit meinem Kopf zu tun, als über DAS nachzudenken?
Zuerst schob ich es ja einfach darauf, dass ich noch müde war, aber da wars schon zu spät und in mir drin begann eine wilde Debatte über die Farbe Blau und ihr Verhältnis zu Rot.
Sollte Blau plötzlich meine Lieblingsfarbe geworden sein, ohne dass ich es merkte? Gut, oberflächlich betrachtet in Form von Klamotten kommt auch keiner auf die Idee ständig die Farbe Rot zu tragen.
Das hat schon Gründe. Aber die Kleidung war ja nur der Auslöser dieser Überlegung und keineswegs sein Gegenstand. Dennoch vielen mir noch einge andere Dinge auf, bei denen ich das Blau wählte.
Ok jaja mein eigener Zustand an vielen Abenden gehört da auch dazu 😉
Aber zum Beispiel mein Bus. Der war Rot, verdammte Axt! Und ich mach den Blau? Das hab ich getan ohne auch nur einen Gedanken an meine angebliche Lieblingsfarbe zu verschwenden. Sie muss mir wirklich egal geworden sein,
wie eine Freundin mit der man schon viel zu lange zusammen ist aber noch keiner sich die Mühe gemacht hat, vom anderen zu trennen. Und da ich ja heut morgen so überrascht über den Gedanken war, glaube ich, dass Rot mit mir schluss gemacht hat.
Ich lebte ja noch in einer glücklichen Illusion. Aber wahrscheinlich konnte Sie es einfach nicht mehr ertragen, dass ich die Farbe so oft mit Blau betrogen hab.
Naja, nachdem der erste Schock überwunden war, muss ich nun sagen, dass ich ganz gut mit der Entscheidung leben kann. Wenn ich also in Zukunft Poesiealben ausfüllen muss (Bitte niiiiiicht!!!!), dann werd ich da eben die Lieblingsfarbe Blau eintragen…
und zwar genau solange, bis mein Bus umlackiert wird, dann sprechen wir uns wieder. Und jetzt möchte ich keine Gedanken mehr an Farben verschwenden.