Ein Besuch in der Unterwelt
Ob es den Himmel und die Hölle wirklich gibt weiß ich nicht. Keiner der je dort war, kam zurück um uns davon zu berichten und mein aufgeklärter Verstand hat da auch ein paar rationale Schwierigkeiten mit solchen Thesen. Aber wer schon mal mitten im Südpazifik an Bord eines Segelbootets erleben durfte, wie sich ein blutroter Mond aus dem Meer erhebt, der kennt das Gefühl dem Himmel ganz nah zu sein und würde vielleicht sogar besondere Kräfte vermuten, die solch einen Moment erzeugen. Wenn man nun also dem Himmel ganz nahe gewesen ist, dann möchte man doch auch gerne die andere Seite der Medallie sehen. Vielleicht ist die Hölle ja gar nicht so schlecht, wer weiß (Wahrscheinlich wäre sie sogar besser, da alle interessanten toten Menschen dort anzutreffen wären).
Sich Zugang zur potentiellen Unterwelt zu verschaffen ist dabei allerdings auch kein Zuckeerschlecken. Ist ja auch nicht gerade so, dasss die jeden nehmen und überhaupt. Wie soll man da denn bitteschön hingkommen? Schon die griechische Mythologie stellte sich bedrohliche Höllentore vor, die von unbarmherzigen Kreaturen mit 3 Köpfen oder noch schlimmeren bewacht wurden und im Gegensatz zum allgegenwärtigen Himmel nur über bestimmte Zugänge betreten werden konnten. Hätte Homer damals schon gewusst wo Neuseeland liegt, hätte er sein Tor zur Unterwelt bestimmt “Rotorua” genannt.
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Diese Stadt im Osten der Nordinsel Neuseelands ist einem solchen Höllentor nämlich ziemlich ähnlich und darüberhinaus eine von Neuseelands größten Attraktionen.
Erloschene Vulkane, sprudelnde Geysiere, wabernde Schlammlöcher, giftgrüne Seen und der alles umnebelnde Schwefelgeruch, der über der Stadt liegt, machen einem schnell klar, dass Rotorua anders ist als der Rest Neuseelands. Während sich die Stadt modern gibt wie jede andere auf dieser Welt auch, so hatte die Natur her scheinbar anderes im Sinn. Überall dampft, sprudelt und stinkt es, gerade so als wäre das Zeitalter der Dinosaurier gerade erst angebrochen. Hätte nur noch gefehlt, dass einer dieser Urgestalten aus dem Farnwald gestapft gekommen wäre.
Begeben wir uns also auf eine Reise zu ein paar besonderen Naturphänomenen, die es so nicht sehr oft auf dieser Welt zu sehen gibt. 3 Tage Rotorua sollte eigentlich genug Zeit bieten, um die wichtigsten Dinge dieser Gegend zu erleben. Machbar und sehenswert ist hier allerdings weitmehr, als ich in der kurzen Zeit gesehen habe, weshalb meine Bericht natürlich nur einen sehr kleinen Teil der Möglichkeiten abdeckt. Ein Auto zu besitzen ist durchaus ratsam, weil viele Attraktionen eben in der Natur zu finden sind und deshalb weit von einander entfernt sind. Allerdings gibt es auch Busse die einen zu den wichtigsten Attrakktionen bringen. Über deren Qualität kann ich jedoch nichts berichten.
Rotorua ist dank seiner unglaublichen Landschaft einer der beliebtesten Touristenmagneten der Insel. Klar dass so etwas auch viel Tourismusindustrie anzieht. Je nach Geschmacksrichtung ist für jeden etwas dabei. Wer also keine Lust auf schöne Seen oder Geysiere hat, kann sich auch mit Bungee oder Zorbing versuchen oder auch den “Agrodome” aufsuchen. Der Agrodome ist eine Showfarm auf der jeden Tag das schönste Schaf gekürt wird. Dies ist aber höchstens für Singles wie mich interessant. Schließlich kann seiner Freundin auch ohne Eintrittspreis sagen, dass sie heute wieder gut aussieht. Da ich mich mit meiner Reiseparnerin Wiebke für dieses Wochende nicht wirklich auf eine bestimmte Touriattraktion einigen konnte (Wiebke: “Ich würde gerne mal Zorbing ausprobieren” Dr.Elch: “Aaaaagroooodooomeeee”) haben wir uns auf die wahre Schönheit der Gegend besonnen und beschlossen uns neben Rotorua selbst das Wai-o-tapu Thermic Wonderland einem großen Park mit giftigen Seen und Geysieren anzusehen, im Polynesian Hot Pool baden zu gehen und Whakawerawera Village anzuschauen.
Von heißen Quellen und seltsamen Gerüchen
Wir sind am frühen Nachmittag in Rotorua angekommen und so erschien es am sinnvollsten erst mal die Stadt selbst zu erkunden. Rotorua ansich ist nicht sonderlich groß, und hat so ca. 68.000 Einwohner. Mehr Menschen halten den penetrantenen Schwefelgeruch auf Dauer vermutlich auch nicht aus, auch wenn ich sagen muss, dass man nach dem Wochenende plötzlich findet dass faulige Eier gut riechen. Ja wirklich! Zuerst mal scheint Rotorua auch nicht anders zu sein als andere Städte in Neuseeland, aber dass es überall ständig herausdampft macht einen dann schon etwas stutzig.
Dabei bestimmen die heissen Quellen durchaus das Leben der Anwohner. Diese werden nämlich je nach Hitze zum heizen oder gar zum Kochen verwendet und nicht kampflos den Touristen überlassen. Praktische und kostenlose Erdwärme. Ein thermisches Kraftwerk, welches die größere Region mit Energie versorgt gibts natürlich auch. Selbst der Friedhof ist überirdisch gebaut, da man nie so recht wusste was sich alles so in einem Meter Tiefe findet. Und bevor man jetzt ausversehen ein Nest mit feuerspeienden Dämonen ausbuddelt,mauert man die Toten halt überhalb der Erdoberfläche ein.
Machts eh einfacher für die Toten, die in der Hölle nicht erwünscht sind und sich auf den Weg nach oben ins Licht machen müssen.
Ein Spaziergang am Ufer des “Lake Rotorua”, an dessen Fuße die Stadt errichtet wurde, führt einen direkt zu den “Polynesian Hot Pools”, dem beliebtensten Thermalbad vor Ort. Dort haben wir uns spontan mit Isabell, Anne und Karolien verabredet um uns in bis zu 42 Grad heissem Wasser kochen zu lassen. Die 3 Mädels sind auch aus Auckland. Anne und Isabell spielen dort ebenfalls Handball.
Die Thermalanlage roch erst mal noch penetranter als die Stadt selbst, aber wenn man in einem solchen Ambiente bei 42 Grad Wassertemperatur unter freiem Himmel den Vollmond im Gebirge aufgehen sieht, dann lässt sich das Ganze doch sehr gut aushalten. Leider hab ich keine Kamera im Thermalbad dabei, auch wenn das scheinbar ganz üblich ist. Zumindest wenn man Japaner als Standard nimmt.
Wai-o-Tapu Wonderland
Das Wai-o-Tapu Wonderland stellt eines der Highlights eines jeden Rotorua Besuchs dar. Neben einem Geysier, der etwas zu heftig promoted wird für meinen Geschmack gibt es hier giftige Pools jeglicher Couleur, die je nach Chemischer Zusammensetzung eine andere Farbe haben. So sind die Schwefelbecken eher gelb, während die Pools voller Arsen eher Giftgrün sind. Von Gelb über Grün nach Rot und Blau war die ganze Farbpalette vertreten. Deshalb will ich auch gar nicht viel schreiben, sondern lassen lieber Bilder sprechen. Nur ein kleiner Tip am Rande: Wai-O-Tapu ist als Rundkurs ausgelegt. Wenn ihr hier Spaß haben wollt, dann folgt nicht dem niemals versiegenden Strom an koreanischen Paucschaltouristen, sondern geht den Rundkurs anders herum. Ihr werdet den ganzen Tag euren Frieden haben und sowieso ist antizyklisches Verhalten stets zu bevorzugen.
Whakawerawera Village und was sonst noch so von Rotorua übrig blieb
Am letzten Tag unserer Rotorua Reise haben wir noch einen Ausflug ins Whakawerawera Maori Village gemacht. Einer Maorisiedlung, die ihr Leben noch etwas traditioneller und von den Quellen abhängig betreitet, allerdings auch sehr vom Tourismus profitiert. Wie schon in meinem Vorbericht erwähnt, halte ich ja eigentlich nicht viel von solchen Einrichtungen, insbesondere da man auch noch gerne Eintritt in Höhe von 20 Dollar oder so von einem haben möchte.
Weil uns zwei freundliche Damen aber einfach so ihre Eintrittskarten in Form von “fälschungssicheren” gelben Aufklebern geschenkt haben, habe ich eben doch mal gegen meine Überzeugung gehandelt und mir das aus der Nähe angeschaut.
Insgesamt war das auch alles ok. Abgesehen von einer bescheuerten Tanzeinlage für die Touristen, war das ganze einfach nur ein kleines Dorf umringt von heissen Quellen. Hat sich gelohnt anzuschauen, wirkte aber nach dem Tag in Wai-O-Tapu nicht mehr zu beeindruckend. Es war mehr die Symbiose zwischen Mensch und Natur, die hier beeindruckend war.
Nun ja und dann war das Wochenende eigentlich auch schon wieder vorbei. Abschließend lässt sich sagen, dass Rotorua einen oder mehrere Trips wert ist. Zu sehen gibts wirklich viel und nachdem ich dort war, hab ich auch erst festgestellt, was ich alles nicht sehen konnte. Ohne fahrbaren Untersatz würde ich das allerdings nicht nochmals machen, wenn man mehr als eine Person ist. Alleine könnte man ja zur Not auch noch trampen oder so.
Alles in allem ein schöner Trip.
So das solls auch schon wieder gewesen sein.
Sämtliche Bilder des Trips gibts wie immer auf Flickr. Wer möchte kann sich auch die folgende Slideshow anschauen, die einfach sämtliche Bilder des Albums zeigt.
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Nachtrag
Es gibt da ein wunderbares Video vom Yellowstone Nationalpark in den USA. Dieser ist wie Rotorua eine Thermale Zone und deshalb insgesamt sehr ähnlich. Dieses Video fängt die Stimmung in solch einer Gegend wunderbar ein und ist sowieso einen Blick wert. Darüberhinaus liefert es aber auch einen guten Eindruck, wie Rotorua so ist. Nur ohne Büffel. Achja, und das Video sollte unbedingt in HD und Vollbild geschaut werden.
httpvh://www.youtube.com/watch?v=e_ZDPyC3D3E