Mein Facebook Profilbild über die letzten Wochen war ja schon etwas verräterisch.
Normalerweise sind die Leute es ja gewohnt meine Hackfresse aus den Bildern herausstrahlen zu sehen. Wenn die Leute dann allerdings einen auf einem Pferd sitzenden Elch zu Gesicht bekommen, dann weckt das bei einigen da draussen die Neugier, was es denn damit auf sich hat.
Zur Erinnerung, hier noch mal das besagte Bild:
Die Reaktionen waren über die ganze Bandbreite der deutschen Sprache verteilt und von “Duuuu reitest?!?”, über “Hast du ne Wette verloren?”, nach “sieht professionell aus”, bis hin zu “schwuuuuul???!!!???”, war wirklich alles dabei.
Das soll aber einen echten Pferdeflüsterer nicht abhalten seine Reiterwürde zu bewahren!
Da ich noch ein paar Bilder mehr habe, dachte ich könnte ich doch einfach nochmal die ganze Geschichte erzählen.
Also wie bei so vielen Dingen im Leben muss man einfach nur die richtigen Leute kennen. So hab ich das Glück die wundervolle Tatjana zu kennen, die wie so viele eines Tages ihre Koffer in Deutschland packte, um dann in Neuseeland ein neues Leben zu beginnen. In ihrem Fall als zertifizierte Reitlehrerin, die den Neuseeländern jetzt mal zeigt wie man richtig mit diesen Tieren umgehen muss. Nun, den Neuseeländern und mir.
Und da Tiere ja prinzipell was lustiges sind, hab ich nicht lange überlegt der Einladung zum Reiten nachzukommen. Wer weiß was einen da erwartet.
Zu allererst muss ich sagen, Pferde sind ganz schön Respekt einflößende Tiere. Als ich auf dem Reiterhof ankam und Tatjana mein Pferd von der Koppel holte, dass auf den vertrauenswürdigen Namen “Rocket” hört, musste ich erst mal feststellen, dass man so nem dunkelbraunen Kolloss mit 2 Metern höhe und 700kg Kampfgewicht, die Power von geschätzten 1,2 PS (das ist die durchschnittliche Leistung, die Pferde nämlich erbringen) auch wirklich ansehen kann. Allein der Kopf ist fast so groß wie der eigene Brustkorb und die Beine sehen kräftig genug aus, dir aus dem Stand ein Loch in den selben zu treten. Hier sollte man keine falsche Bewegung machen, wenn einem was an der Gesundheit liegt.
Bevor es dann losging war jedoch erst mal Vorbereitung angesagt. Da sich meine eigene Reit-Ausrüstung auf das Vorhandensein eines bescheuerten Pferdewitzes beschränkt, (“Kommt ein Pferd in ne Bar, sagt der Barkeeper: Warum so ein langes Gesicht?” Haha!) musste ich auf Restposten aus Pferdestall und Tatjanas Reiterhosen zurückgreifen, die bei Männern definitiv die Stellen betonen, mit denen man bei “Hengsten” keine Erregungen jeglicher Art hervorrufen möchte…
Dennoch gab ich am Ende mit Reitschuhen, Gamaschen, einem Helm, Handschuhen und nem Rückenpanzer ein recht professionelles Bild ab, auch wenn ich mich ein wenig wie ein Riot Cop, kurz vor der Räumung des Schlossparks fühlte.
Frisch ausgestattet wollte ich mich motiviert aufs Pferd schwingen und hinaus in den Sonnenuntergang reiten, doch bevor es soweit kam, bekam ich schon ne Bürste in ne Hand gedrückt. “Wer reiten will, muss auch ein sauberes Pferd haben”, lautete also die erste Lektionen von Tatjana, die es übrigens überhaupt nicht so amüsant findet, wenn man sie “Rittmeisterin” nennt. Was aber vielleicht auch an meinem süffisanten Unterton lag. Dennoch entschloss ich mich dann, das Pferd lieber von Staub und Dreck zu entfernen, dass es sich den Tag über so auf der Koppel eingefangen hat.
Jetzt sollte es aber doch endlich mal losgehen. Der Plan war, dass wir auf dem Pferdeplatz ein paar Übungen machen, damit ich mal lerne, wo vorne ist, wie man lenkt, bremst und man ohne Blinker ablenkt. Kleiner Tip für alle Reitinteressierten: Ein Pferd hat keine Gangschaltung und darum auch keinen Schalthebel, wenn es manchmal trotzdem danach aussieht, versucht es zu ignorieren…
So jetzt aber mal los hier!
Dank Tatjanas Anweisungen und ihrer Art zu erklären, war mir eigentlich recht schnell klar was man machen muss, damit das Pferd in etwa da hin geht, wo man auch hin möchte. Immerhin darf man nicht vergessen, dass es sich dabei nicht um eine Maschiene handelt sondern um ein Lebewesen mit eigenem Willen. Und so kann es auch gut sein, dass man da mal Meinungsverschiedenheiten mit seinem hoppelnden Untersatz bekommt. Meiner Meinung nach ist das aber ok, jedenfalls solange das Pferd nicht schneller will als du. Solange kann eigentlich nix passieren.
Nachdem ich die Aufwärmphase hinter mich gebracht hab, wurde es endlich richtig interessant, da uns die nächste Stufe zu einem Ritt in den Wald führen sollte. (Höre ich dich schon wieder kichern, du pubertäres Spastenkind??? :-p )
Das war richtig gut.
So über Stock und Stein, durch Schlammpfützen und unter Bäumen hindurch, so gehört das. Das hat echt Spaß gemacht. Besonders immer dann, wenn wir die Geschwindigkeit etwas erhöht haben. So ein Trab kann ganz schön fordernd sein, vorallem da des verdammt auf die Oberschenkel geht. Ist von der Position her idealerweise ein wenig wie beim Skifahren, nur eben ohne Schnee und ohne Skier und auf nem Pferd in nem Sattel, also eigentlich ganz anders. Aber fühlt sich trotzdem so an 🙂
Wenn die eigenen Bewegungen dabei nicht ganz im Takt mit dem Pferd sind, bekommt man dabei irgendwann nen wunden Arsch. Aber das war mir irgendwann eigentlich egal. Auch sämtliche sonstigen Verletzungsgefahren oder Muskelkatervorboten wurden ignoriert. Dafür macht die Sache dann doch viel zu viel Spaß.
Leider gibts von der Waldaction keine Bilder. Macht aber nix, die hats dafür vom dritten Teil des Tages, der aus Tatjanas Games Night bestand, bei der ein paar Reiter irgenewelche Spielchen erledigen müssen, Punkte dafür bekommen und am Ende auch noch etwas gewinnen können. Und damit es für die Konkurrenz nicht zu einfach wird, hab ich da eben auch noch mitgemacht.
Dabei versucht man dann auf dem Pferd sitzend, Ringe auf Stangen zu werfen, Tennisbälle auf Löffeln zu balancieren oder eben den anderen dabei zuzusehen, wie sie es auch nicht hinkriegen.
Nein eigentlich hats wirklich gut funktioniert und schlechter als die andern war ich auch nicht.
Ich konnte mit dem Ergebnis der Games Night durchaus zufrieden sein. Der Newcomer Elch legte bei seinem Debut eine erfolgreiche Bilanz vor. 1. Platz in der Kategorie Männer. 1 Punkt hinter den dem Spitzenfeld auf Platz 3 im Gesamtklassement. Klingt gut? Äh… werfen wir doch mal einen Blick auf das gesamte Starterfeld…
Ach was, ist doch alles nur Spaß! 🙂
Nachdem also dieser Teil zusammen mit Nachmittagsonne dem Ende entgegen ging, brachten wir die Räderlosenfortbewegungsmittel wieder dort hin wo wir sie her hatten, und beendeten diese Erfahrung so wie wir sie begonnen hatten, mit Putzen auf Aufräumen.
Weil wir aber auf dem Land sind und die Idylle des Reiterhofes in der tiefstehenden Frühlingssonne Neuseelands so nett anzusehen war, gesellten sich noch die Hunde des Hofes zu der Szenerie, um fidel um die Ställe zu jagen, während man mit ein paar Körner Enten fütterte und irgendwo im Hintergrund ein ziemlich hässliches Schwein grunzte. Nach all den Wochen in der Hektik Aucklands, war dies tatsächlich eine willkommene Abwechslung.
Warum sich nen Stress machen, wenn man es auch gemütlich haben könnte? Hachja.
Was könnte also das Fazit dieses Nachmittags sein?
Reiten ist ne faszinierende Sache. Allein schon wegen der Power, die so ein Pferd ausstrahlt und weil man doch sehr nah an der Natur dran ist. Im Endeffekt ähnliche Gedanken, die einem beim Segeln auch kommen.
Durch den Wald zu jagen macht wirklich spaß, selbst wenn man noch nie so viel Erfahrung hat. Aus sportlicher Sicht ist Reiten wirklich mehr als fordernd und sehr interessant. Der Muskelkater am nächsten Tags wars wert!
Ich möchte also definitiv noch das eine oder andere mal hoch zu Ross durch diese Lande streifen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Wie siehts aus Tatjana? 🙂
Müsste ich zwischen Segeln und Reiten entscheiden, so würde ich mich trotzdem wieder für das Boot entscheiden, das bringt mich wenigstens nach Fiji. Nix für Ungut Pferd, aber solange du nicht schwimmen kannst, wird es wohl bei kurzen Waldabenteuern bleiben. Und an Deck rumreiten macht bringt uns beide nicht weiter.
Anyway. Schön wars. Hat spaß gemacht. Danke Tatjana! 🙂
Mehr Bilder gibts auf Flickr:
Flickr Photo-Set: Reiten für Anfänger
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Für alle die in Neuseeland sind und die beste Reiteschule geniessen wollen, sollten man auf die Webseite von “Horse Ride Instructor Tatjana” schauen. *Werbung*:
nach fijii kannst du auf nem seepferd reiten :-))
Ha! Ich hatte in Island ein Pferd namens Horst unterm Sattel und es war sehr spassig (ausser der echt ueble Muskelkater zwei Tage spaeter). Seitdem ist Reiten bei mir wieder in die Kategorie respektabler Sport gewandert (war vorher irgendwo zwischen Hallenhalma und Formel 1 angesiedelt).
Gruessles aus KA
Ein wunder Arsch ist doch bei dir nichts neues…