Wisst ihr was der Vorteil an einer Jugendherberge und Massenquartieren ist? Man kann nie lange schlafen. Spaetestens um 8 Uhr ist der erste Wach und randaliert im Bad. Zum Glueck sind die Waende duenn genug, um wirklich genau zuhoeren zu koennen, ob der Mitbewohner auch seine Zaehne grundlich geputzt hat oder sich gerade die Eier schaukelt.
So braucht man keinen Wecker und kommt nie zu spaet zum reichhaltigen Fruehstuck mit Baegels und Toast und 10.000 Asiatinnen. Gaebe es da unten ein Dampfbad, man koennte das ganze fast fuer einen dieser gewissen “Massage”-Salons halten.
Ja ueber dieses Hostel kann man sich wirklich nicht beklagen. Wirklich alles sehr geil hier.
Die Tagesplanung und warme Viertel
Nach dem Fruehstueck wollt ich eigentlich an einer kostenlosen Wandertour des Hostels teilnehmen. Aber mangels Teilnehmern fand keine Wanderung statt. Am Wetter konnte es jedenfalls nicht gelegen haben, denn bei 20 Grad und keiner Wolke am Himmel war es bestimmt nicht zu kalt.
Zum Glueck lief mir in dem Moment Niels ueber den Weg, der sich gerade auf den Weg Richtung Castro und Haight Ashbury machte. Zwei der bekanntesten Vierteln der Stadt. Waehrend Haight Ashbury als Hippiezentrale der 60er und 70er Jahre gilt, nennt sich Castro selbst “das schwulste Viertel der Welt”. Hier leben seit mehreren Jahrzehnten viele Schwule und Lesben und so spielte das Viertel eine entscheidende Rolle waehrend der Emanzipierungsphase der Homosexuellen mit allem was dazu gehoert, also auch Aufstaenden usw. Wollen wir doch also mal sehen, was davon noch uebrig geblieben ist.
Bob und die Automaten Affaere
Aber bekanntlich ist ohne Moos ja nix los und so wollte ich am ATM, dem US Geldautomaten Geld mit meiner VISA Card abheben, da dies fuer mich Weltweit kostenlos ist. Aber leider wollte mir der Hausinterne Automat absolut kein Geld geben. Ich haette nicht genug Geld auf dem Konto hiess es. Ok, dass dieser Tag kommen wuerde, war mir eigentlich schon vor dem Abflug klar, aber gleich am 2. Tag alles verballert zu haben, erschien mir dann doch etwas suspekt. Dennoch hab ich meine Tasche zur Sicherheit nach Aktienkaeufen, Schiffsbeteiligungen und Quittungen von Striplokalen durchsucht.
Als diese Suche jedoch gluecklicher Weise erfolglos blieb und ein Blick auf das Konto mir die Gewissheit hab, dass alles in Ordnung war, blieb mir nichts anderes uebrig als ein Anruf bei der DKB Bank um mal rauszufinden, was da eigentlich abgeht.
Ok, die haben mir dann klar gemacht, dass ich die VISA Karte immer erst mit Geld bestuecken muesste und mein Girokonto nicht das selbe waere wie das Konto fuer die Kreditkarte. Wie auch immer, ganz kapiert hab ichs nicht, aber halt mal Geld auf das Kreditkartenkonto ueberwiesen. Und da dies ja ueber einen Tag dauert musste ich Geld mit der EC Karte abheben. Kostet 10 Euro pro Abhebung. Autsch!
Man kann sich das vieliecht nicht so recht vorstellen, wenn man noch nie in den USA war, aber ohne Kreditkarte geht hier absolut gar nix. Die wischen sich damit doch sogar den Hintern ab! Egal.
Aber zurueck zu der EC Karte. Die war eigentlich nur Beiwerk zur VISA Karte und so hatte ich nicht einmal den PIN zu der Karte mit. Die Karte selbst aber schon: (Ihr wisst schon was jetzt kommt)
Und so kam, wie es kommen musste. Kein PIN, Kein Zugriff, Kein Geld. Gut, also fix nach Deutschland telefoniert. Da mein Vater aber grad nicht zuhause war, musst ich etwas auf den PIN warten. Nicht so schlimm, dann laufen wir eben schon mal los richtung Haight Ashbury, bis ich dort bin brauche ich ja sowieso kein Geld.
Unterwegs habe ich dann irgendwann einen Anruf von ihm erhalten, dass er den PIN gefunden hat. “Wunderbar”, dachte ich, jetzt kanns ja endlich los gehen. Wo ist der naechste ATM?
Das Schoene an den USA ist, jeder kleine Drecksladen hat einen ATM, selbst wenn dort Ratten verkauft werden. Das Schlechte an den USA ist, jeder kleine Drecksladen hat einen ATM aus dem nur Ratten und keine Maeuse rauskommen.
Und so kam es, dass ich 120 $ abheben wollte, der Automat aber nur 80 $ ausspuckte. Das ist so ziemlich die Art von Paranoia, die ich jedesmal habe, wenn ich an einen Automaten herantrete. Bitte gebe mir das was ich verlangt habe. Na toll, das mit dem Geld funktioniert hier ja praechtig. Wenigstens hab ich jetzt eine eigene Antwort darauf, warum die Welt in die Finanzkriese schlitterte. Fuck off, ihr Wirtschaftsweisen.
Umgefaehr 2.000 “Fucking ATM” und 10 Tritte gegen den Automat spaeter, war ich langsam wieder bereit fuer rationale Entscheidungen und so dachte ich mir, kann ich ja mal die Servicehotline anrufen, die in grossen Lettern auf dem Automaten prangt.
Nachdem ich saemtliche Telefonautomaten besiegt hatte, wurde ich schliesslich zum ersten Endgegner aka. Hotline Dame vorgeladen. Dieser schilderte ich meinen Fall und nach ein wenig Informationsaustausch, sagte sie mir, dass in 15 Minuten ein Techniker da sei, dieser wuerde mir dann weiterhelfen.
Hier gefallen mir die USA wieder, denn die wissen wirklich wie das mit der Servicegesellschaft funktioniert. 15 Minuten spaeter war er dann da. Bob. Bob hatte Weibertitten und einen Bart wie der Barkeeper vom vorigen Abend. Aber im Gegensatz zu dem, hatte er kein Bier sondern einen Schraubenschluessel dabei.
Bob war sehr freundlich und nach ein paar Nachpruefungen im Automatenlogbuch schraubte er die Kiste halt mal auf und sah, dass sich meine fehlenden 40 $ im Auswurf verkeilt hatten. Er gab mir das Geld, wuenschte mir einen schoenen Tag und es konnte endlich los gehen Richtung Castro.
The Stallion Calendar
Castro liegt im suedlichen Teil der Altstadt von Frisco am Ende der Market Street. Hier soll angeblich die hoechste Schwulen und Lesben Konzentration Weltweit sein. Dabei dachte ich immer, das waere doch in ganz Frisco sowieso so. Also, was muss hier so besonders sein?
Nun und ehrlich gesagt, hab ich das auch nicht so recht rausfinden koennen. Ok es haengen ein paar Regenbogen Fahnen rum, die Friseure sind Maennlich und die Buchhandlungen verkaufen Kalender mit dem Titel “The Stallion Calender 2010” oder “100% Meat – Fat Boys for fat cocks” aber das wars dann ehrlich gesagt auch schon. Keine Anzeichen von Gay Pride oder Kaempfen fuer die Anerkennung der Schwulen, nein nicht mal knutschende Paerchen. Der Kampf fuer die Rechte scheint also wohl gewonnen. Die Assimilierung hat schon stattgefunden und die Emanzipation frisst ihre Kinder. (Alice Schwarzer frisst uebrigens auch Kinder! 😉 )
“Nicht viel zu sehen, ausser ein paar Fahnen in Castro, dem schwulsten Viertel der Welt. Nicht mal Prosecco gabs!”
Daenen springen nicht
Nach diesem doch etwas ernuechternden Start in den Tag war es Zeit fuer etwas mehr Action. Da Niels in irgendeiner Facebook Gruppe ist, in der es darum geht Huepfbilder an irgendwelchen Orten auf dieser Welt zu machen, brauchte er natuerlich auch dringend ein paar Bilder aus Frisco. Rausgesucht hat er sich einmal nen Sprung von nem Hydranten und einmal patriotisch unter der US Fahne. Natuerlich hat solch eine Facebookgruppe ueber das Springen strenge Regeln, deswegen darf auch nicht irgendwie gesprungen werden, sondern irgendwie immer auf die selbe komische Art, aber seht einfach selbst.
“Elchzone presents: The jumping Niels”
Haight Ashbury – Oder wie Hippies zu Kapitalisten wurden
Der Name des Hippieviertels ist eigentlich total simpel herzuleiten. Hier kreuzen sich die zwei Strassen Haight und Ashbury. In den 60ern und 70ern galt dieses Viertel als DAS Zentrum fuer alternatives Leben und damit auch der Hippiekultur. Freie Liebe, Gras und pschedelische Musik unklusive Geisteserweiterung.
Leider wissen wir heute ja alle, dass dies ein heiden Spass gemacht haben muss, aber leider nach einem Sommer die Kohle halt dann weg ist, bei diesem Lebensstil. (Fragt mich mal, wenn ich wieder da bin :D)
Und so ist wohl von dem urspruenglichen Flair kaum was uebrig geblieben. Die meisten Haeusser hier sehen aus wie in einem Nobelviertel und der Rest besteht aus ueberteuerten Laeden, in denen man alte Hippieklamotten, Indische Goetter und Rauecherstaebchen bekommt. Manch einer mag noch an einen letzten Aufstaendischen aus dieser Zeit erinnern, aber viel uebrig geblieben ist nicht. Und so gilt leider auch hier ein Zitat von Hunter S. Thompson zu der alten Zeit:
with the right kind of eyes you can almost see the high-water mark — that place where the wave finally broke and rolled back
Immerhin gabs guenstige und sehr leckere Beeren zu kaufen und ein paar kleine Sachen zu bestaunen gabs auch hier. Ich habe zwar darauf verzichtet, die auf Touris ausgelegen Shops zu knipsen, so dass ich nicht genau zeigen kann, wie es dort aussieht, aber zwei Bilder muessen es dann doch sein:
“Schoene Street Art in Haight Ashbury”
Golden Gate Park und University of San Francisco
Ok den Rest des Tages werde ich etwas zusammenfassen, da mir langsam die Zeit aus geht.
Nach Haigh Ashbury gings Richtung Golden Gate Park, dem groessten Stadt Park in Frisco. Und mit Gross mein ich wirklich gross. Das Teil is locker 7km lang und 3km breit. Dort waren wir im Botanischen Garten mit seinem Baumgarten und vielen vielen lustigen Eichhoernchen, die wirklich sehr zutraulich waren. Nur das Teil mal scharf vor die Linse zu kriegen, war eher ein Ding der Unmoeglichkeit, da die echt schnell waren. Trotzdem hier einmal Eichhoernchen:
Sind dann noch am See rumgelegen und haben so kleinen Enten zugesehen, die tauchen konnten. Dabei hatten die einen wirklich lustigen Tauchstil. Zuerst mit Schwung unter Wasser getaucht, wie mans als gute Ente eben macht. Das Auftauchen war dafuer um so geiler, weil die naemlich so hochgeploppt sind, wie wenn man eine Gummiente unter Wasser drueckt. Dann kommt die ploetzlich wieder ueber Wasser und durch den Schwung gehts ja dann kurz ein wenig in die Luft, bis sie dann wieder auf dem Wasser aufkommt. Ich wuerde heut noch davor stehen und mir das reinziehen, wenn nicht irgendwann eindringliche “Let’s go” Rufe mit daenischem Aktzent erklungen waeren.
Anschliessend mussten wir auch schon wieder Richtung Hostel, weils halt dann doch auch wieder begann dunkel zu werden und wieder einmal 10km Fussmarsch oder mehr absolviert waren. Das bloede in Frisco ist, dass auf jedem Heimweg immer noch interessante Gebaeude auf einen Warten. In unserem Fall, die University of San Francisco.
Wenn wirklich alle Universities in den USA so aussehen, dann Hutablage. Die Teile sind echt abartig Stylisch. Da waere ich dann vielleicht auch mal in die Vorlesung gegangen. *Hust*
Die Uni ist ziemlich gross und weil die Maedelsrate hier irgendwie verdammt hoch ist, haben wir uns dann noch glatt auf dem Campus verlaufen. War aber nicht so wild. Auf dem Rueckweg gabs dafuer ja dann andere Maedels 😉
Der Abend und ein verschwundener Daene
Kurz vor dem Hostel trennten sich Niels und ich. Er wollte noch fix was essen gehen und ich mir was kochen. Wuerden uns gegen speater ja dann wieder ueber den Weg laufen. So bin ich nach Hause und hoch in unser Zimmer. Doch was musste ich dort sehen? Sein Bett war gemacht, seine Sachen verschwunden. Es war so, als waere er nie dagewesen.
Ich meine stellt euch das mal vor, ihr seid den ganzen Tag mit nem Typen unterwegs, habt Spass, teilt so gar ein gemeinsames Zimmer und dann ist es ploetzlich so, als haette er nie existiert. Nein, ihr haettet nicht mal jemand fragen koennen, da man ja alleine in das Hostel wieder rein kam. Kenner des Filmes “Fight Club”, wissen wovon ich spreche.
Mich hat das echt erst mal kurz total geschickt. Zum Glueck hatte ich die Bilder von ihm. Ich haette mich fuer verrueckt erklaeren muessen. Und das schon am zweiten Tag. Ich dachte eigentlich, das wuerde erst einsetzen, nachdem ich mit den Ureinwohnern Fijis Schamanische Voodoo Rituale vollfuehren wuerde.
Ich fand dann raus, dass er ein neues Zimmer bekommen hatte, weil er seinen Aufenthalt im Hostel nachtraglich verlaengerte. Puh, da war die Welt wieder in Ordnung und ich konnte beruhigt Essen gehen.
Dort traf ich dann auch tatsaechlich die erste Deutsche Person im Hosten. Dominique aus Rheinland Pfalz, eine Abiturientin, die gerade nen Sprachkurs in Frisco macht. Ist sehr nett, aber bissel uebermotiviert was Karriere angeht 🙂 Immerhin durfte ich ihren Laptop benutzen um meine Bilder hochzuladen anstatt dafuer 1$ fuer 10 Minuten Inet zu bezahlen.
Den Abschluss fand dieser lange Tag in meinem Zimmer. Meine beiden Japanischen Zimmergenossen Kenji und Asun veranstalteten ein kleines Trinkgelage und da sagt man dann ja auch nicht unbedingt nein. Die beiden konnten zwar nicht richtig Englisch, so dass man sich mehr mit Haenden und Fuessen unterhielt, aber erstaunlicherweise kann man auf diesem Weg der Kommunikation sehr viel Spass haben. Dennoch war ich froh, als sie gegen spaeter noch eine Japanerin namens Dae (ich hab keine Umlaute auf der Tastatur) aufgetrieben haben, die gluecklicherweise Englisch konnte und so ein wenig dolmetschte.
Und so verbrachten wir den Abend damit, dass die Jungs mir etwas Japanisch beibrachten und ich verzweifelt versuchte einem der beiden ein sauberes “PROOOOSCHD!” zu entlocken. 🙂
“Von Links nach Rechts: Kenji, Dae und Asun”
In diesem Sinne, Arigato, Kampai i Sayonara